Bittersweet

Vor etwa 2 Wochen war ich wieder in der misslichen Lage, zum Zahnarzt zu müssen, was mir ja an sich sowieso nicht viel ausmacht und mir dieses Mal sehr in den Plan passte. Ich würde ihn dort sehen, das war schon einmal ein großer Pluspunkt.

Also konnte ich mich darauf vorbereiten, womöglich die Frage aller Fragen zu stellen.

Während ich im Behandlungsraum herum lag unterhielt ich mich kurz mit der eigentlich sympathischen Assistentin. Verständlicher Weise passte mir ihre Anwesenheit trotzdem nicht so ganz, für seine Tätigkeit ist es aber nun einmal von Nöten. Besonders, wenn wie bei mir, doch nicht nur geschaut wird, ob irgendetwas zu machen sei. Dann wäre ich nicht da, ich bin da eher die Kategorie „Dauerbaustelle“.
Dann trat er ein:

„Hallo, was gibt es denn heute zu tun?“
„Naja, ich kaue nachts heimlich gern auf Pflastersteinen herum. Dabei ist mir bei einer alten Füllung ein Stück heraus gebrochen“, entgegnete ich.

Er lachte.

„Wir hatten doch gesagt, dass wir an dem einen Zahn aber erstmal nichts machen…?“
„Ja, aber es ist der dahinter.“
„Okay und ist es ein großes Stück, also fühlbar?“
Ich schaute ihm in die Augen und nicke wie Irre, es WAR ein großes Stück, er lachte wieder (über meine Reaktion) und ich sank zurück in den Stuhl, um ihn nach diesen Auskünften mit seiner Arbeit beginnen zu lassen.

„Ich setz da jetzt erstmal eine Betäubung…“
Gesagt, getan. Dann verabschiedete er sich kurz, die andren Patienten warteten wohl auch auf ihn. Und in der Hoffnung, dass dort eine Art kurzweilige Sache dazwischen war, schaute er sich schätze ich wohl mal jemand andren an. Es war abends und in dieser Praxis mit mehreren Ärzten hat am einzigen langen Tag offenbar immer nur einer Dienst.
Wenige Minuten später kehrt er zurück und fragt im Gehen, ob ich denn noch was spüre oder es betäubt sei. Ich nickte. Währenddessen folgte ihm natürlich die Assistentin.

„Auch die Lippe?“
„Ja, hab schon drauf rumgeknuspert“
Wieder lachte er.

„Na dann fangen wir mal an, Sie müssen ganz weit aufmachen und etwas zu mir rüber drehen, das ist eine sehr ungünstige Stelle.“
„Wär doch irgendwie praktisch, wenn man den Kiefer aushaken könnte, wie eine Schlange, oder?“
„Ja,(Lachen) in der Tat“

Da meldet sich auch die Assistentin zu Wort:
„Oder einfach abgeben und sie gehen dann ein wenig spazieren und kommen eine halbe Stunde später wieder und holen alles ab.“
„Aber das sieht ja blöd aus, wenn man so ohne Unterkiefer rumläuft.“
„Dann müssten Sie einen Schal tragen. Im Sommer allerdings wohl etwas warm.“
Alle lachten.

Dann ließ ich alles über mich ergehen, zwang mich sogar den Mund länger als es mir angenehm war so weit offen zu behalten und wartete auf das nicht kommen wollende Ende der Behandlung.

„Das war jetzt etwas komplizierter als Gedacht“ sagte er, als die Sache dann endlich erledigt war. Ich musste wohl oder übel aus dem Stuhl klettern, dabei wurde ich dann doch etwas nervös. Ich ging auf ihn zu, gab ihm die Hand und bedankte mich. Ich weiß garnicht, ob das normal ist, aber irgendwie mach ich das immer.

Und eigentlich war der Plan, dass ich ihn noch dort vor Ort frage, ob er mit mir was trinken geht… nach Feierabend oder am nächsten Tag. Aber leider möchte ich das wirklich ohne irgendwelche Zeugen machen. Ich spürte förmlich die Blicke der Asssistentin im Nacken. Auch wirkte er ein wenig in Eile, weil der nächste Patient schon wartete und bei mir dann doch wieder mehr Zeit benötigt wurde, als zuvor angenommen.
Unter Zeugen, die darüber tratschen könnten so eine Frage stellen, das wollte ich nicht. Ich hoffe also, dass ich dann beim nächsten Mal vielleicht die Chance bekomme.

Aso drehte ich mich um und verließ den Raum.
Ich war wirklich ein wenig traurig.
Als ich es einem Kumpel erzählte und er mir daraufhin den Link zu diesem Bild schickte, war ich zumindest ein klein wenig aufgeheitert 😉